Der Mainfeldzug und die Friedensverhandlungen. Iv 614.
16. Juli konnte der Oberfeldherr General Vogel von Falckenstein dem König melden: Alles Land nrdlich des Maines liegt zu den Fen Ew. Majestt." Als er zum Eeneralgouoerneur von Bhmen ernannt wurde, trieb sein Nachfolger Edwin von Manteuffel die Bundes-truppen durch den Odenwald in den Taubergrund: die Badener, die Wrttemberger und Nassauer wurden nacheinander zurckgeworfen.
3. Nach glnzender Heerschau auf dem Marchfeld trat König Wilhelm die Heimreise an. Im Eisenbahnzuge gewann ihn Bismarck fr die Aus-shnung mit dem Landtag. Grenzenloser Jubel begrte ihn in Berlin. Als er am folgenden Tag, einem Sonntag, um die Mittagsstunde im Weien Saale seines Schlosses den neugewhlten Landtag erffnete, bot er in der Thronrede nach frommem Danke gegen Gott die Hand zu einem Ausgleich, indem er nachtrgliche Genehmigung (Indemnitt") nachsuchte fr die ohne Staatshaushaltsgesetz gefhrte Verwaltung der letzten Jahre. Da unterbrach ein mchtiger Beifallssturm die Thron-rede. Ein solcher König und ein solches Volk: wo war ein Feind stark genug, sie zu berwinden?
Eine Probe dieses neuen Treubundes schien bevorzustehen. Napoleon verlangte preuische, bayrische und hessische Grenzstriche als Rompen-sationen" (Herstellung des Gleichgewichts), vor allem Landau, Saarlouis und Mainz. Ohne Bedenken kamen Bismarck und Moltke zu dem Ent-schlu, dem König einen neuen Krieg zu empfehlen gegen sterreich und Frankreich zugleich; denn der endgltige Friede mit sterreich ist erst nachher, zu Prag, abgeschlossen worden. Beide waren berzeugt, da die Sddeutschen sich alsbald auf Preuens Seite schlagen wrden, wenn es gegen die Franzosen gehe. Warum," fragte Bismarck den franzsischen Ge-sandten, wollen Sie uns solche Sprnge machen? Sie mssen es doch wissen, da fr uns die Abtretung deutscher Erde eine Unmglichkeit ist. Wenn Sie auf diesen Forderungen bestehen, so gebrauchen wir darber tuschen Sie sich nicht! alle Mittel: wir rufen nicht nur die deutsche Nation in ihrer Gesamtheit auf, sondern wir machen auch sofort Frieden mit sterreich auf jede Bedingung, berlassen ihm ganz Sddeutschland, lassen uns selbst den Bundestag wieder gefallen. Aber dann gehen wir auch vereinigt mit 800000 Mann der den Rhein und nehmen euch das Elsa ab; unsere beiden Armeen sind mobil, die eurige ist es nicht; die Konsequenzen denken Sie sich selbst!"
4. Napoleon mute sich in die neue Lage finden. Nur die Vereini-gung ganz Deutschlands unter Preuens Fhrung gelang ihm vorerst zu vereiteln: nur bis an den Main sollte der neue Bund sich erstrecken. Dafr wurden Hannover, Kurhessen, Nassau und die Stadt Frankfurt a. M. dem preuischen Staat einverleibt (annektiert") wie Schleswig-Holstein.
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Extrahierte Personennamen: Edwin_von_Manteuffel Nassauer Wilhelm Napoleon Bismarck Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Odenwald Berlin Landau Mainz Frankreich Rhein Elsa Deutschlands Main Kurhessen Nassau Frankfurt_a._M. Schleswig-Holstein
Karl der Groe. Iii 4352.
23
deutschend an; in ihre Wohnsitze rckten Franken ein. berall in dem verwsteten Sachsenlande wurde mit Gte oder Gewalt das Christentum eingebrgert.
6. Seit Jahrzehnten bildete B ay ern ein fast selbstndiges Reich, das vom Fichtelgebirg und Lech bis zu Etsch und Enns reichte. Bistmer und Klster pflegten christliche Bildung. Karl verleibte auch dieses Land seinem Reich ein; Herzog Tassilo wanderte ins Kloster wie sein Schwiegervater Desiderius.
Dann wurde das Rubervolk der Avaren vernichtet; in die Tler der Donau und Drau fanden bayerische Ansiedler den Weg. Zu den Erzbistmern Mainz, Kln, Trier und Metz kam Salzburg; es sollte den Slawen und Avaren das Evangelium vermitteln.
7. Karls Groknigtum" grenzte an fnf Meere und umfate alle germanischen Stmme. Die Gr^nzlandschaften (Marken) besiedelte er mit kriegstchtigen ,,Markmannen", die bei feindlichen Vorsten dem Markgrafen" sofort zur Hand sein muten. So ent-standen damals und spter verschiedene Marken, u. a. als Nebenland Bayerns die Ostmark, aus der sterreich entstanden ist.
5. Karl der Groe als Friedensfrst.
1. Die Rmer hatten Papst Leo Iii. mihandelt und bedroht. Karl, zu dem er entfloh, fhrte ihn in seine Hauptstadt zurck. Als nun der König nach dem Gottesdienste des Weihnachtsfestes am 800 Grab des Apostels Petrus in der Peterskirche betete, setzte ihm der Papst unerwartet die rmische Kaiserkrone aufs Haupt, und das Volk begrte ihn als Kaiser.
Das war der Abschlu der kriegerischen Ttigkeit Karls des Groen. Fortan wendete er sich ganz den Aufgaben des Friedens zu.
2. Den Heerbann jedes Gaues sammelte und fhrte ein Graf; er leitete zugleich an Knigs Statt das Gaugericht und beauf-sichtigte die Verwaltung der Knigsgter. Er leistete in des Knigs Hand den Treueid und erhielt von ihm als Lohn ein Gut zu Lehen. Seine Amtsfhrung berwachten Knigsboten oder Sendgrafen, die Karl aus seinen Bischfen und Grafen whlte.
Auf dem freien Bauer ruhte vorwiegend die Last des Kriegsdienstes ; er hatte sich fr den Feldzug selbst auszursten und zu verpflegen. Zum Dank wahrte ihm der König das Recht, nur von Richtern (Schffen) seinesgleichen gerichtet zu werden und in den
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Groe Karl Karl Karl Tassilo Tassilo Desiderius Karls_Groknigtum" Karls Bayerns Karl_der_Groe Karl Leo_Iii Leo Karl Karl Apostels Karls Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Donau Mainz Trier Salzburg Ostmark Apostels_Petrus Peterskirche Karls
— 47 —
halb auch das „deutsche Lyon" genannt. Die deutsche Seidenindustrie hat sich
nach und nach so emporgeschwungen, daß sie heute der französischen ebenbürtig
ist. Krefeld erzeugt jährlich für etwa 90 Mill. Mark Seidenwaren.
Zur Rheinprovinz gehören auch die Hohenzollevnschen Lande, die sich vom
Neckartal über das Donautal bis ins Gebiet der schwäbischen Hochfläche hinziehen.
Sie sind das Stammland der preußischen Könige. Die Hauptstadt ist Sigma-
ringen im oberen Donautal. In der Nähe von Hechingen erhebt sich auf dem
Hohenzollern das Stammschloß der Hohenzollern.
B. Das Hessische und das Weser-Bergland.
/1. Lage. Das Hessische und das Weser-Bergland werden im Westen § 36.
von dem Rheinischen Schiefergebirge, im Osten von dem Thüringerwald
und dem Harz begrenzt. Der südliche Teil wird Hessisches, der
nördliche Teil Weser-Bergland genannt.
Abb. 30. Das Hessische und das Weser-Bergland.
2. Geologische Bildung. Die Landschaft bildet den nördlichen
Teil der deutschen Triastafel. Das vorherrschende Gestein ist Bunt-
sandstein; Muschelkalk und Keuper sind durch die Verwitterung an den
meisten Stellen abgetragen.
In dem Mittelalter der Erdgeschichte hat hier eine lebhafte vnl-
kanische Tätigkeit stattgefunden. Man nimmt an, daß sich große Risse
und Sprünge in der Erdrinde bildeten und daß sich einzelne Teile der
Landschaft senkten. An den Bruchstellen quollen dann gewaltige vnl-
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- 81 —
zucht vorzugsweise im Riesengebirge getrieben. Am Fuß der Sudeten
blüht die Weberei, im Riesengebirge die Porzellan- und Glasfabrikation.
Oberschlesien endlich ist infolge seines Reichtums an Kohlen und Erzen
der zweitgrößte Jndustriebezirk unseres Vaterlandes. Schlesien zerfällt
in die Regierungsbezirke Breslau, Liegnitz und Oppeln.
Die Hauptstadt Breslau. 511000 Einw., an der Oder, ist die drittgrößte
Stadt Preußens und die wichtigste Handelsstadt Ostdeutschlands. Diese Bedeutung
verdankt sie ihrer günstigen Lage inmitten einer gewerbreichen Landschaft, an einem
schiffbaren Strom und im Kreuzungspunkte von acht Eisenbahnlinien- In der
Nähe liegt der Schlachtort Lenthcn. Andere Städte an der Oder sind Ratibor,
Oppeln, Brieg, (Slogan und unweit der Oder Grimberg. Im oberschlesischen
Jndustriebezirk sind die bedeutendsten Städte Köniqshütte, Gleiwitz, Tarnotvitz
und Beuthen. Am Fuß der Sudeten liegt die Festung Neiße, im Gebirge die
Festung Matz. An der Katzbach liegt Liegniiz, in dessen fruchtbarer Umgebung
viel Gemüse gebaut wird; in der Nähe befindet sich das Schlachtfeld von
Wahlstatt (1241 und 1813). Görlitz, an der Görlitzer Neiße, ist der Mittelpunkt
der niederschlesischen Tuchindustrie.
vas Norddeutsche Tiesland.
1. Lage. Das Norddeutsche Tiefland breitet sich zwischen der § 60.
Mitteldeutschen Gebirgsschwelle einerseits und der Nord- und der Ostsee
anderseits aus. Im Westen geht es in das niederländische, im Osten
in das russische Flachland über. Es ist somit ein Teil des großen
europäischen Tieflandes, das sich von den Pyrenäen bis zum Ural
erstreckt.
2. Geologische Bildung. Wie die Oberdeutsche Hochebeue, so
ist auch ganz Norddeutschland vor vielen Jahrtausenden von mächtigen
Gletschern bedeckt worden. Diese gingen von Skandinavien aus und
erstreckten sich bis in das Innere Deutschlands. Es hat wahrscheinlich
mehrere Vereisungen gegeben. Man zählt in Norddeutschland deren
drei. Die älteste reichte bis zu dem Mitteldeutschen Gebirgsland, die
jüngste nur bis in die Gegend von Magdeburg.
Die Gletscher haben gewaltige Erd- und Gesteinsmassen von
Skandinavien nach Deutschland getragen. Die Gesteine sind auf dem
weiten Wege, den sie zurücklegen mußten, vielfach geschrammt, gekritzt
und geglättet worden. Die mitgeschleppten Massen legten sich auf das
Grundgebirge, glichen dessen Unebenheiten aus und verwandelten das
Gebiet, das sie bedeckten, in ein weites Flachland. Die aufgelagerte
Schicht erreicht stellenweise eine Mächtigkeit von 200 m. An manchen
Orten ragt das Grundgebirge aus dem Moränenschutt hervor. Solche
Reste des Grundgebirges haben wir z. B. in den Sandsteinfelsen
Helgolands und in den Kreidefelsen der Insel Rügen.
Dilcher-Schwcirzhanpt-Walther. Erdkunde. Iii. Teil. 6
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— 145 —
deutschen an Größe und Geschwindigkeit noch übertrafen. Doch die
Hamburg-Amerika-Liuie baut gegenwärtig ein Schiff von 50000 Reg.
Tonnen, (die Mauretania mißt nur 32000 Reg. T.), das dann wohl
das größte und schnellste Schiff der Welt sein wird. Es führt den
Namen Imperator. Seine Länge beträgt 268 m, seine Breite 30 m
und seine Höhe 19 m. Es umfaßt etwa 600 Zimmer (Kabinen),
außerdem Speise-, Spiel-, Musik-, Gesellschasts-, Lese-, Schreib- u. a.
Säle. Selbst ein Schwimmbassin fehlt nicht. Mehr als 4000 Fahr-
gäste kann der Riesenpalast aufnehmen.
10. Die Besiedelung des Deutschen Reiches.
1. Das Deutsche Reich zählt fast 65 Millionen Einwohner; die § 97.
mittlere Bevölkerungsdichte beträgt demnach 120 Einwohner auf 1 qkm.
Die Volksdichte ist jedoch in den deutschen Ländern sehr verschieden.
Dicht bevölkert sind die Mittelgebirgslandschaften, die Oberrheinische
Tiefebene und die Tieflandsbuchten; dünn bevölkert sind die Süddeutsche
Hochebeue, die Hochflächen des Jura und das Norddeutsche Tiefland.
Die spärlichste Bevölkerung hat Mecklenburg-Strelitz (36 Eiuw. auf
1 qkm), die dichteste das Königreich Sachsen (320 Einw. auf 1 qkm)
und die Rheinprovinz (263 Einw. aus 1 qkm). Die Volksdichte hängt
vorzugsweise von der Beschäftigung der Bewohner ab. Die Land-
Wirtschaft kann auf einer bestimmten Fläche Landes weit weniger
Menschen ernähren als die Industrie. Infolgedessen sind ackerbau-
treibende Gegenden viel dünner bevölkert als Jndustriebezirke.
2. Abstammung. Die Bewohner Deutschlands sind zum größten
Teil deutscher Abstammung; etwa 3^ Millionen sind Nichtdeutsche,
die zumeist den Slawen angehören. Am stärksten sind die Polen ver-
treten (3 Millionen); Wenden, Kassuben, Masuren und Litauer kommen
nur in geringer Zahl vor. Dazu kommen in Elsaß-Lothringen noch
gegen 200000 Franzosen und in Schleswig etwa 160000 Dänen.
3. Das deutsche Volk gliedert sich in zwei große Stämme, in
Ober- und Niederdeutsche, die sich hauptsächlich durch ihre Mundart
unterscheiden. Erstere bewohnen Süd- und Mitteldeutschland, letztere
Norddeutschland. Zu den Oberdeutschen gehören die Bayern, die
Schwaben, die Franken und die Thüringer. Die Niederdeutscheu zer-
fallen in Westfalen, Sachsen und Friesen. Der Religion nach ge-
hören fast zwei Drittel der Bewohner dem evangelischen, über ein
Drittel dem katholischen Bekenntnis an. Der Norden ist vorwiegend
evangelisch, der Süden dagegen katholisch. Die Zahl der Juden be-
trägt etwas mehr als 1j2 Million.
11. Volksbildung und Bolkscharakter.
1. Die geistige Bildung steht in Deutschland auf hoher Stufe. § 98.
Es gibt wohl kein anderes Land mehr, in dem die Volksbildung so
Dilcher-Schwarzhaupt-Walther, Erdkunde. Iii. Teil. 10
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— 2 —
greifenden Gebietsteile Schleswig-Holstein und Ost- und Westpreußen
ein. Dieses Rechteck reicht vom 48. bis zum 54.° nördl. Breite und
vom 6 bis zum 18.° östl. Länge lv. Greenwich). Seine Breite be-
trägt also 6.111 — 666 km, abgerundet 660 km, und seine Länge
12 . 69 km (1 Längengrad — 69 km) — 828 km, abgerundet 820 km.
Dies ergibt einen Flächeninhalt von 820.660, d. i. 541200 qkm;
genau beträgt er 540858 qkm.
§ 2. 2. Bodengestalt und Bewässerung. Einteilung in natürliche
Landschaften (Abb. 2). Auf der Karte seheu wir, daß Norddeutsch-
land eine weite Tiefebene bildet, während Mittel- und Süddeutschland
Gebirgsland sind. Die Grundlage desselben bilden die Alpen. Nord-
lich davon liegt das Alpenvorland oder die Schwäbisch-Bayrische
Hochebene. Den Südwesten Deutschlands nimmt das Becken der Ober-
rheinischen Tiefebene mit seiner Umwallung ein. Durch die Mitte
Deutschlands zieht vom Mittelrhein bis zur Oderquelle ein breiter
Gebirgszug, die Mitteldeutsche Gebirgsschwelle genannt. Hierauf
folgt bis zu den Küsten der Nord- und Ostsee das große Norddeutsche
Tiefland.
Da sich die Gebirge Deutschlands nach Norden abdachen, so gehen
fast alle Flüsse der Nord- und Ostsee zu. Die wichtigsten sind: Rhein,
Weser, Elbe, Oder, Weichsel, Pregel und Memel. Nur die
Donau hat östliche Richtung, weil die von ihr durchflossene Schwäbisch-
Bayrische Hochebene nach dieser Seite abfällt.
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— 7 —
Bayern Riede, in Schwaben Moser genannt. Solche großen Sumpf-
flächen breiten sich namentlich an dem Ufer der Flüsfe aus. Der Moor-
boden ist für das kohlenarme Gebiet von Wichtigkeit, da er Gelegen-
heit zur Torfgewinnung bietet.
/ Eine weitere Folge der Vergletscherung sind die zahlreichen
Seen, die an dem Rand der Alpen und auf der Hochfläche liegen.
Die Gletscher erfüllten die Täler und hinterließen beim Abschmelzen
ihre Endmoräne als abschließenden Wall, der das Wasser aufstaute
und das Talbecken in einen See verwandelte. Die größten Seen der
Hochfläche sind der Chiemsee, der Starnberger See und der
Ammersee.
b) Die nördliche Hälfte der Hochebene gehört nicht mehr zur
Moränenlandschaft. Sie hat fruchtbaren Lehm- und Lößboden. Des-
halb breiten sich hier äußerst fruchtbare Gebiete aus. Die Umgebung
von Straubing und Regensburg gilt als die Kornkammer Bayerns.
Im Donantal blüht der Hopfenbau, im Jnntal der Obstbau.
Der Löß ist eine lehmige, gelbbraune Erde, die sehr locker und
feinpulverig ist. Breite Flußniederungen, flache Mulden, weite Ebenen
und sanfte Gebirgsabhänge sind die Gebiete, in denen er auftritt.
Am verbreiterten ist er in Deutschland in den Tälern des Rheines
und der Donau, ferner in den Ebenen, die sich am Fuß der Gebirge
hinziehen, wie das Thüringer Becken und die Schlesifche Bucht. Er
bedeckt hier den Boden in einer Höhe von 10—60 m. In China, wo
er in ungeheuren Mengen vorkommt, erreicht er eine Mächtigkeit
bis zu 600 m.
/ 3. Bewässerung. Die Hochebene ist reich bewässert. Ihr Wasser-
abflnß sammelt sich in der Donau. Diese entsteht aus 2 Quellflüssen,
Brege und Brigach, die auf dem Ostabhang des Schwarzwaldes
entspringen. In einem engen, malerischen Tale durchbricht sie zunächst
den Jura, dann durchströmt sie die Schwäbisch - Bayrische Hochebene.
Bis nach Regensburg fließt sie in nordöstlicher Richtung; darauf wendet
sie sich nach Südosten, weil ihr der Bayrische Wald den Weg verlegt.
Bei Passau verläßt sie Deutschland und tritt iu Österreich ein. Auf
der linken Seite erhält die Donau nur unbedeutende Zuflüffe, nämlich
Altmühl, Naab und Regen. Dagegen führen ihr die rechten
Nebenflüsse, Jller (= der Eilende), Lech, Isar (= vielleicht Eis-
fluß) und Inn mit Salzach, von den Alpen solche Wassermengen
zu, daß sie schon in ihrem Oberlauf schiffbar ist.
Diese Alpenflüsse sind ungestüme, wilde Berggewässer. In reißen-
dem Laufe eilen sie der Donau zu. Sie haben sich tiefe, breite Täler
in die Hochfläche geschnitten. Im Gegensatz zu andern Alpenflüssen
durchfließen sie keine Seen, in denen sie die mitgeführten Geröllmassen
ablagern könnten. Die Folge davon ist, daß sie den Alpenschutt erst in
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Ortsnamen: Schwaben_Moser Starnberger_See Straubing Regensburg Bayerns Donantal Deutschland Donau China Donau Regensburg Deutschland Donau Donau
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allen Zeiten eine wichtige Heer- und Handelsstraße Europas vom
Abendland nach dem Morgenland und umgekehrt. Daher kommt es
auch, daß das ganze Gebiet in der Geschichte eine große Rolle gespielt
hat. Die Römer legten hier viele Niederlassungen an, z. B. Augsburg,
Regensburg, Passau. Die Hunnen und Ungarn drangen durch das
Donautal in Deutschland ein; die Kreuzfahrer folgten dem Lauf der
Donau, um in das heilige Land zu ziehen. Im Mittelalter erblühte
hier eine Reihe wichtiger reichsfreier Städte, wie Ulm, Augsburg, Regens-
bürg usw. Im Dreißigjährigen Krieg und im Spanischen Erbfolgekrieg
sowie in den Napoleonischen Kriegen wurden hier entscheidende Schlachten
geschlagen. Welche Bedeutung das Gebiet für den Verkehr heute hat,
ergibt die Tatsache, daß sich hier die beiden Weltverkehrslinien: Paris-
Konstantinopel und Berlin-Rom schneiden.
C. Der Böhmerwald.
Der Böhmerwald bildet einen mächtigen Gebirgswall, der auf der § 5.
Grenze zwischen Böhmen und Bayern von der Donau bis zum Fichtel-
gebirge zieht. Sein höchster Gipfel, der Arber, erreicht eine Höhe von
1500 m. Das Gebirge war einst viel höher als jetzt. Die Kräfte
der Verwitterung haben jedoch so gründlich an ihm gearbeitet, daß nur
noch der Rumpf erhalten ist.
An der hohen Gebirgsmauer kühlen sich die von Westen kommen-
den Wolken ab. Daher erhalten die Höhen viel Regen, und in den
flachen Talmulden sind zahlreiche Torfmoore und Sümpfe entstanden.
Die außerordentliche Feuchtigkeit begünstigt den Waldwuchs. Die aus-
gedehnten, mächtigen Wälder des Gebirges erscheinen stellenweise noch
als völlige Urwälder. Das rauhe, feuchte Klima macht den Ackerbau
in den höheren Lagen unmöglich. Die Bewohner erwerben ihren
Unterhalt hauptsächlich durch Holzverarbeitung und Glasbereitung.
In der Mitte des Gebirges befindet sich eine tiefe Einsenkung,
der Paß von Taus. Er führt in einer Höhe von 450 m über das
Gebirge und wird auch von der Eisenbahn benutzt, die von Nürnberg
nach Prag führt. Dem Böhmerwald ist im Südwesten, getrennt durch
das Tal des Regen, der Bayrische Wald vorgelagert.
Staatliche Einteilung.
Politisch gehört die Oberdeutsche Hochebene fast ganz zum König- §
reich Bayern; nur das kleine Gebiet westlich der Jller ist württem'
bergisch. Der bayrische Anteil wird in die Kreise Ober- und Nieder-
bayern, Schwaben und Oberpfalz eingeteilt.
Mitten in der Hochebene an der Isar liegt die Hauptstadt Bayerns, München
(— zu den Mönchen. Dort stand früher ein Kloster.). Es hat eine sandige, unfrucht-
bare Umgebung. Gustav Adolf nannte es deshalb einen goldenen Sattel auf einer
dürren Mähre. Mit ^/s Mill. Einwohnern ist München die drittgrößte Stadt des
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf
— 11 —
Dös Oberrheinische Becken.
Einteilung. Es umfaßt die Oberrheinische Tiefebene mit
ihren Grenzgebirgen: Schwarzwald und Odenwald rechts vom
Rhein, V o g e sen und Haardt links vom Rhein, ferner das S ch w äbi s ch-
Fränkische und das Lothringische Stufenland.
A. Die Oberrheinische Tiefebene.
11. Bodengestalt. Die Oberrheinische Tiefebene ist das einzige § 7.
größere Tiefland Süddeutschlands. In einer Länge von 300 km er-
streckt sie sich von Basel bis Mainz und Frankfurt; ihre Breite be-
trägt durchschnittlich 35 km. Sie bildet eine fast vollkommen ebene
Fläche, die nur im Süden bei Freiburg durch eine Erhebung unter-
Krochen ist. Dort ragt der Kaiserstuhl, ein Gebirge von 600 m
Höhe, aus der Ebene empor.
Voosen.- Schwarzwald
Abb. 8. Durchschnitt der Oberrheinischen Tiefebene mit ihren Randgebirgen.
2. Entstehung. Es ist gewiß merkwürdig, daß mitten im Ge-
birgslande eine Tiefebene von solcher Ausdehnung eingebettet ist. Ge-
waltige Naturereignisse haben ihre Entstehung veranlaßt. Sie lag
ursprünglich in gleicher Höhe mit den jetzigen Randgebirgcn und ver-
band sie zu einer zusammenhängenden Masse. Man nimmt nun an,
daß infolge der zunehmenden Abkühlung und Einschrumpfung des Erd-
kerns im Innern der Erde große Hohlräume entstanden und die darüber
lagernden Erdmassen deshalb keine genügende Stütze mehr hatten. Die
Folge davon war, daß sich im Gebiet der Tiefebene große Riffe und
Brüche in der Erdrinde bildeten und mächtige Erdschollen durch ihr
Gewicht in die Tiefe sanken. Die benachbarten Gebirge svogesen und
Schwarzwald) dagegen blieben stehen oder wurdeu vielleicht noch in
die Höhe gehoben. Eine solche Erdsenkung uennt man Grabenversenknng
oder Grabenbruch. (Vergleiche das Jordantal und den Ostafrikanischen
Graben.)
Nachdem der Graben entstanden war, füllte er sich mit Wasser.
Wahrscheinlich drang das Meer von Süden her ein, und der Graben
war nun lange Zeit ein tiefer Meeresarm. Später floß das Wasser
ab, und zwar, wie man annimmt, zuerst nach Süden durch die
Burgundische Pforte nach der Rhone. Als aber hier durch Hebungen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
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Höhenstufen entsprechend sind Klima und Pflanzenwuchs sehr ver-
schieden. Die dem Rheiue zugekehrten Abhänge erfreuen sich eines
milden Klimas und prangen deshalb im Schmuck prächtiger Laub-
Waldungen, Obstgärten und Rebenpflanzuugeu. Höher hinauf wird
das Klima rauher, und der Laubwald hört auf. Hier beginnen die
dunkeln Tannenwälder, von deren düsterem Aussehen das Gebirge
seinen Namen hat. Die höchsten Kuppen ragen über die Grenze des
Baumwuchses hinaus und bringen nur noch niedriges Buschwerk oder
Gras hervor. Daher wird hier viel Viehzucht nach Art der Alpen-
Wirtschaft betrieben.
Auffällig ist, daß der südliche, höhere Teil des Schwarzwaldes
und der Vogesen fruchtbarer und besser bebaut ist als der nördliche,
niedrigere Teil, das Neckarbergland und die Haardt. Die Ursache da-
von ist in den verschiedenen Gesteinsarten zu suchen. Der südliche
Teil der beiden Gebirge besteht aus Granit. Wenn dieser verwittert,
so bildet sich eine fruchtbare Ackererde. Im Neckarbergland und in
der Haardt dagegen herrscht der Sandstein vor. Dieser liefert einen
mageren, dürftigen Sandboden, der den Ackerbau wenig lohnt, aber
dem Waldbau günstig ist. Daher wird der Bodeu hier uur wenig
für die Landwirtschaft ausgenutzt; er wird meistens zum Waldbau ver-
wendet.
b) Erwerbsverhältnisse. Forstwirtschaft und Holzverarbeitung
bilden die Haupterwerbsquelle der Bewohner. Diese fällen Holz
und flößen es auf den Gebirgsbächen dem Neckar und dem Rheine zu.
Die größten und schönsten Stämme gehen bis nach Holland, wo sie als
Mastbäume auf den Schiffen Verwendung finden. Ferner hat der
Holzreichtum eine großartige Industrie hervorgerufen. Hansgeräte,
Spielsachen, Musikwerke, namentlich die allbekannten Schwarzwälder
Uhren, werden in vielen Gebirgsorten verfertigt.
c) Bewässerung. Eine Anzahl kleiner reißender Flüsse eilt
dem Rheine zu. Die bedeutendsten sind Kinzig und Murg. Auch
Donau und Neckar entspringen auf dem Schwarzwalde. — Die
Höheil sind vielfach mit kleinen Seen geschmückt. Am bekanntesten ist
der Mummelsee, der nach der Sage von Nixen bewohnt wird.
jd) Verkehrswege. Die dem Rhein zuströmenden Flüsse sind für
den Verkehr von Wichtigkeit, weil ihre Täler die Anlage von Eisenbahnen
im Gebirge ermöglicht haben. Die wichtigste Verkehrslinie des Schwarz-
Wäldes ist die Schwarzwaldbahn, die großartigste Gebirgsbahn
Deutschlands. Sie führt von Offenburg durch das Kinzigtal nach dem
Bodensee. In zahlreichen Krümmungen windet sie sich zwischen den
Bergen hin und durchbricht die Bergketten in 38 Tunnel. — Den
südlichen Teil des Schwarzwaldes durchschneidet die Höllentalbahn,
die Freiburg mit der Donau verbindet. Auf kühnen Brücken und
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